Ein Rezept zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie - Geht das?
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Gibt es ein Rezept zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Es ist in aller Munde. Für Führungskräfte und Manager ist es aktuell eine der größten Herausforderungen. Selbst in den Medien wird das Thema fast täglich diskutiert. Und auch aus dem Bundestag ist es nicht mehr wegzudenken.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Sie soll ermöglicht und vereinfacht werden. Unternehmen und Bundesregierung arbeiten Hand in Hand. Es werden mehr Kinderbetreuungsplätze geschaffen, die Arbeitszeit wird flexibler und auch das Arbeiten von zu Hause aus wird möglich. Aber reicht das aus?
Die Zeit Online titelte jetzt: „Die Lüge von der Vereinbarkeit“ und provoziert mit der Aussage: „Die totale Mobilisierung beider Geschlechter für das Arbeitsleben lässt nicht genug Zeit für Kinder.“ (vom 23.02.2015, 6:45Uhr) Ich sage: Es funktioniert - auch ohne Vernachlässigung der Kinder – mit einem einfachen Rezept für Führungskräfte und Manager. Denn nur zufriedene Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter. Sie benötigen dabei nur folgende Zutat: Vertrauen. Dieser mengen Sie ein paar Gewürze bei, wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, persönliche Gespräche und sonstige Zugaben je nach Geschmack. Weshalb das so ist und wie dies genau aussehen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Zwei Welten prallen aufeinander
Ich selbst bin in der ehemaligen DDR geboren und aufgewachsen. Für mich sieht die Normalfamilie so aus, dass beide Eltern arbeiten. Aus diesem Grund kam auch für mich nichts anderes in Frage. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, nach der Geburt meines Kindes mein Leben als Hausfrau weiter zu führen. Diese Option kam in meiner Lebensplanung einfach nicht vor. Nicht beim Ersten und schon gar nicht bei den Folgenden. Mittlerweile habe ich vier Kinder. Und ich sage Ihnen: Es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn die Kinder am Morgen freudestrahlend in den Kindergarten gehen. Ich kann dann entspannt und mit freiem Kopf meiner Tätigkeit nachgehen. Sie am Nachmittag wieder mit Freude in die Arme schließen zu können und dann noch mit freien Gedanken bei meinen Kindern sein zu können, ist das Schönste, was ich mir vorstellen kann. Und die Kinder? Die sind überglücklich. Damit das funktioniert, müssen entsprechende Rahmenbedingungen gegeben sein, welche bestimmten Mindestanforderungen genügen sollten. Als mein erstes Kind 2003 unterwegs war, sah die Normalfamilie in den alten Bundesländern noch ganz anders aus. Zwei Welten prallten deshalb mit voller Wucht aufeinander.
Der Wahnsinn um fehlende Betreuungsplätze
Für meinen Mann und mich begann ein wahrer Kampf um das Recht, dass ich weiter arbeiten, mein Mann sich auch mal um das Kind kümmern kann und wir es gleichzeitig während unserer beruflichen Tätigkeit gut betreut wissen können. Andernfalls kann die Leistung am Arbeitsplatz stark beeinträchtigt werden, wie Sie sicher bei der folgenden Geschichte bestätigen können: Bereits während der Schwangerschaft bemühten wir uns um einen Kinderkrippen-Platz. Dabei musste ich feststellen: Kinderkrippen gab es damals so gut wie noch gar nicht. Nach vielem Suchen konnten wir schließlich einen Halbtagsplatz in einer Krippe irgendwo zwischen Wohn- und Arbeitsort finden. Leider war die Qualität sehr schlecht, weshalb wir dann auf Tagesmütter umschwenkten. Als wir berufsbedingt umzogen, fing die Suche von vorne an. Obwohl auf der Webseite der Stadt dafür geworben wurde, dass für jeden das passende Betreuungsangebot vorhanden ist, gab es keine Chance für uns. Gerade Ganztagesplätze gab es damals nur sehr eingeschränkt. Und auch das Jugendamt war nicht gewillt, uns zu helfen. Mit viel Rennerei und nach vielen Telefonaten konnten wir schließlich im Nachbarort einen Platz ergattern. Leider hielt das Glück nicht lange an, denn kurze Zeit später wechselte der Träger und die Qualität ließ nach. Also wechselten wir wieder. Leider erwies sich auch diese Einrichtung als pädagogisch nicht wertvoll. Unseren großen Sohn schulten wir schließlich ein, unser jüngerer Sohn wechselte noch einmal die Einrichtung.
Die Tücken der „Normalfamilie“
Nach dieser Odyssee und einer allgemeinen Verbesserung der Betreuungssituation fanden wir seit 2010 endlich für unsere jüngeren Kinder Kindergärten und -krippen, die qualitativ gut waren. Unser Arbeitsleben litt teilweise durch diese Umstände. Natürlich arbeiteten wir zu 100% weiter, auch, als die Arbeitswochenstunden ohne Lohnausgleich angehoben wurden. Bei Kinderbetreuungen, die schon vorher zeitlich sehr knapp bemessen waren, konnte die Erhöhung der Arbeitszeit durch eine einzelne Person nicht mehr abgedeckt werden. Unsere Lösung sah so aus, dass einer die Kinder in die Einrichtungen brachte und der andere sie abholte. Zusätzlich waren natürlich unsere Gedanken bei der Platzsuche, bei dem Ärger mit den Einrichtungen, bei der Sorge um das Wohlergehen unserer Kinder und bei den Überlegungen, wie wir beides - Arbeit und Kinder - zufriedenstellend bedienen können. Bis wir passende Einrichtungen bekamen. Gleichzeitig standen wir immer wieder vor dem noch gültigen Familienbild: Der Mann arbeitet, die Frau kümmert sich um die Kinder. Die Führungskräfte meines Mannes sahen es gar nicht gerne, wenn er pünktlich Feierabend machte oder aufgrund der Krankheit eines Kindes von zu Hause aus arbeitete. Stattdessen bekam er zu hören: Kann das nicht Deine Frau machen? Folglich erhielt ich häufig einen Anruf meines Mannes, dass ich doch die Kinder abholen muss, weil er noch ein Meeting rein bekommen hat. Dies hatte zur Folge, dass ich von der Arbeit loshetzen musste und dies teilweise auch auf Kosten der Arbeitszeit ging. Gleichzeitig bekam auch ich immer wieder zu hören, dass ich doch mehr für meine Kinder da sein müsste.
Verbesserung der Rahmenbedingungen
Die Einführung der Elternzeit brachte uns schließlich Entlastung. Führungskräfte sahen ein, dass auch Männer Verantwortung für die Kindererziehung haben. Dennoch blieb die Hauptverantwortung bei mir. Parallel dazu haben sich die Verhältnisse in Bezug auf das Kinderbetreuungsangebot auch in den alten Bundesländern verbessert. Die neuste Statistik (1) besagt, dass dort im Durchschnitt 27,4% der Kinder unter 3 Jahren einen Betreuungsplatz bekommen. Es gibt nun Ganztagsbetreuung in Kindergärten und Kinderkrippen. Die Kosten für die Betreuung sind gesunken und die Qualität gestiegen. Auch die Zahl der Schließtage ist von teilweise bis zu 60 Tage auf ca. 30 Tage im Jahr gesunken und kann so relativ gut durch den Urlaub abgedeckt werden. Darüber hinaus wurde ein Gesetz eingeführt, wonach Eltern einen Rechtsanspruch auf die Betreuung ihres Kindes in einer Krippe haben. Somit werden in Zukunft noch weitere Betreuungsangebote geschaffen werden. Die Rahmenbedingungen werden daher immer besser.
Wie Sie als Führungskraft unterstützen können
Sind Sie Führungskraft und haben Eltern in Ihrem Team, können Sie diese zusätzlich unterstützen. Eltern wollen gut für ihre Kinde sorgen können. Dafür brauchen sie finanzielle Freiheit. Und hierfür benötigen sie einen guten Arbeitsplatz. Natürlich bekommen bzw. behalten sie diesen nur, wenn sie entsprechende Leistung erbringen. Das wissen Eltern. Aus diesem Grund arbeiten sie häufig wesentlich mehr als andere. Und sie haben sofort ein schlechtes Gewissen, wenn sie beispielsweise wegen des kranken Kindes der Arbeit fern bleiben müssen. Als Führungskraft oder Manager ist es Ihnen wichtig, dass Ihre Mitarbeiter volle Leistung erbringen. Je zufriedener und glücklicher diese sind, desto leichter gelingt es ihnen. Dabei können Sie sie mit folgenden Maßnahmen unterstützen:
- Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern.
Natürlich ist es notwendig, gelegentlich die Arbeit zu prüfen. Dazu genügt es jedoch im Allgemeinen, regelmäßig die Ergebnisse zu besprechen. Werden diese im erwarteten Zeitrahmen erbracht, besteht kein Grund zur Sorge, auch wenn Ihr Mitarbeiter vielleicht nicht permanent im Büro ist. Misstrauen ist hier vollkommen fehl am Platz und demotiviert. - Erlauben Sie Home-Arbeit.
Manchmal ist ein Kind krank und kann nicht in den Kindergarten oder in die Schule gehen. In solchen Fällen arbeiten Eltern gerne von zu Hause aus weiter, da sie dann beides perfekt kombinieren können: Die Erledigung ihrer beruflichen Tätigkeit und die Betreuung ihres Kindes. Sie werden sehen, wenn es die Art der Tätigkeit zulässt, erhalten Sie sehr gute Ergebnisse und gleichzeitig sehr loyale Mitarbeiter. - Ermöglichen Sie flexible Arbeitszeiten. Ist die Art der Tätigkeit dafür geeignet, ermöglicht die Flexibilität ihren Mitarbeitern, wichtige Termine vormittags zu erledigen. Diese Zeit holen sie am Nachmittag oder Abend oder einem anderen (z.B. auch freien) Tag nach. Dadurch sind sie frei im Kopf und können sich auf beide Sachen voll konzentrieren.
- Sprechen Sie regelmäßig mit Ihren Mitarbeitern.
Finden Sie gemeinsam immer wieder heraus, wo es gerade hakt und finden Sie für aufkommende Probleme Lösungen, die für beide in Ordnung sind. Hierbei geht es natürlich auch um Ihre Wünsche und Vorstellungen. - Genehmigen Sie Soft-Skill-Seminare. ch habe festgestellt, dass sowohl in der Familie als auch im Beruf viele Probleme aus Kommunikationsbarrieren entstehen. Dadurch sind Eltern sehr stark gefährdet, an Burn-out zu erkranken. Gute Soft-Skill-Seminare können hier Abhilfe schaffen und wirken sich gleichzeitig sehr positiv auf die Arbeitsleistung der Mitarbeiter aus.
- Erleichtern Sie die Bedingungen.
Gibt es in Ihrem Unternehmen betriebseigene Kindergärten? Häufig werden für die Vergabe dieser Plätze Punkte für bestimmte Talente in entsprechenden unternehmensinternen Förderprogrammen vergeben. Sie können Ihre Mitarbeiter in solch einem Fall dabei unterstützen, einen Kindergartenplatz zu erhalten, wenn Sie ihm eine derartige Nominierung geben. - Unterstützen Sie die Bezahlung der Kinderbetreuung.
Das Einkommenssteuergesetz sieht vor, dass Unternehmen Kinderbetreuungsgebühren sozialsteuerfrei an ihre Mitarbeiter zahlen können (s. §3 Punkt 33 EStG). Der Vorteil für Sie ist, dass Sie Ihre Mitarbeiter finanziell unterstützen und sie damit motivieren können. Gleichzeitig ist diese Art kostengünstiger, da keine Sozialabgaben darauf geleistet werden müssen. - Lassen Sie Ihre Männer deren Kinder betreuen. Unterstützen Sie Familien, indem Sie auch Ihren männlichen Kollegen das Recht dafür zugestehen, sich um ihre Kinder zu kümmern. Es ist absolut natürlich, dass beide Elternteile für die Betreuung verantwortlich sind. Eltern werden Ihnen dafür mit besserer Arbeitsleistung danken.
Vielleicht haben Sie noch weitere Ideen. Dann freue ich mich darüber, wenn Sie mir diese zusenden. Nun wünsche ich Ihnen und Ihren Mitarbeitern viel Erfolg und Freude bei der Vereinbarung von Familie und Beruf!
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem diesjährigen Projekt Erfolgsrezepte.
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