Corona und Kinder: 5 Tipps, um Angst zu reduzieren
Corona Pandemie – und die Kinder
Die Schutzmaßnahmen der Corona Epidemie stellt das gewohnte Leben auf den Kopf. Wochenlanger Shutdown mit Kontaktbeschränkungen gefolgt von schrittweisen Lockerungen, die endlich auch den Blick auf die Kinder richten. Die Notbetreuung in den Kitas wird erweitert. Schulen öffnen eingeschränkt. Auf Spielplätzen darf wieder getobt werden.
Von Normalität darf allerdings nicht gesprochen werden. Überall müssen die empfohlenen Hygienemaßnahmen des RKI umgesetzt und eingehalten werden. Abstand soll gewahrt werden. Auch auf dem Schulhof. Viele Eltern achten ebenso auf einen Mundschutz für ihre Kinder. Verständlich. Niemand will sich anstecken, noch andere gefährden. Darüber hinaus haben die meisten Bundesländer sich auf die Regelung geeinigt, dass Kinder ab sechs Jahren einen Mund- und Nasenschutz verpflichtend tragen sollen. In Hamburg gilt dies sogar schon für Kinder ab drei Jahren. Und in Sachsen-Anhalt müssen sogar schon zweijährige einen Mundschutz tragen.
Angst entsteht
Solche Maßnahmen gehen an niemandem spurlos vorbei. Und sind eigentlich zum Fürchten und Angsthaben. Nur, die Angst wird selten benannt. Leider. Denn die Kinder haben feine Antennen und spüren die Sorgen der Eltern. Ganz zu schweigen, von den eigenen Ängsten, die Kinder jetzt entwickeln. Die Angst um den Opa und die Oma. Die Sorge darüber, ob alles beim Homeschooling gut läuft. Die Furcht den Kindergartenfreund nicht mehr sehen zu können. Die Angst und Unsicherheit auf dem Spielplatz, auf dem jetzt so viele Kinder und Erwachsene sind: Wie soll ich denn hier Abstand halten?
Als Elternteil wollen Sie Ihrem Kind zur Seite stehen – und tun es auch. Sie tun Ihr Bestes, damit es Ihrem Kind/Ihren Kindern in dieser sehr belastenden und schwierigen Zeit gut geht. Vielleicht fragen Sie sich deshalb auch: Wie können Sie noch ein wenig mehr die Angst Ihres Kindes reduzieren? Die folgenden Tipps geben Impulse und Anregungen, wie Sie mit Angst in Zeiten von Corona gut umgehen können.
Ängste bewältigen: 5 Tipps
Wertschätzen Sie erst einmal all Ihr Tun und Ihr Bemühen, Ihrem Kind zur Seite zu stehen. Anerkennen Sie unbedingt, dass Sie selbst ja auch mit allem zurechtkommen müssen. Ob es nun das Arbeiten im Homeoffice ist oder die Kurzarbeit, Ihre Welt ist auch aus den Fugen geraten. Deshalb schauen Sie, welche Anregung für Sie passt und möglich ist. Überfordern Sie sich also nicht. Dies erzeugt nur Stress, hilft aber wenig beim Abbau von Angst.
Tipp 1: Emotion und Sprache in Einklang bringen
Kinder spüren sehr gut und sofort, wenn Emotionen und Sprache nicht übereinstimmen. Nonverbale Signale werden auf allen Ebenen registriert. Die Tränen in den Augen. Die laute Stimme. Das sorgenvolle Aufseufzen. Die Körpersprache wird dann den Aussagen zugeordnet. Wird eine Diskrepanz festgestellt, entsteht bei dem Kind eine Verunsicherung. Es sucht nach Erklärungen, macht sich Sorgen und wird oftmals von Schuldgefühlen überfallen, weil es die Ursache für diese Diskrepanz bei sich sucht.
Benennen und zeigen Sie deshalb Ihre Gefühle. Stehen Sie zu Ihren Emotionen – auch zu Ihrer Angst. Teilen Sie in klaren und kindgerechten Worten mit, was Sie gerade emotional beschäftigt. „Ich bin ganz durcheinander. Ab Montag sollst du wieder in die Schule gehen. Das freut mich. Du siehst deine Freunde wieder, auch deine Klassenlehrerin. Ich mache mir aber auch Sorgen, wie die Schule jetzt alles regelt. Wie geht es dir denn mit dieser Nachricht, mein Schatz?“
Tipp 2: Sich für die Macht der Worte sensibilisieren
Ängste können geschürt werden. So manches Wort erzeugt Angst und Unsicherheit. Wer von Lagerkoller oder „Die Kontaktbeschränkungen machen mich verrückt“ spricht, entwirft ein negatives Bild. Achten Sie einmal darauf, wie Sie über die Corona-Pandemie und all die Regeln zur Eindämmung des Coronavirus sprechen.
Spüren Sie Ihrem eigenen Narrativ über die Krise nach. Welche Gefühle entstehen bei Ihnen selbst, wenn Sie Ihrem Narrativ folgen? Gefühle der Zuversicht? Oder eher Gefühle der Angst?
Tipp 3: Orientierung bieten
Gerade in Zeiten, in denen keine gewohnte und vertraute Normalität herrscht, reduziert ein Gefühl der Sicherheit die Angst. Und ja, auch in solchen Zeiten kann Sicherheit vermittelt werden. Denn es gibt sie weiterhin: Die Rituale, die den Kindern Orientierung bieten. Rituale, wie das Zähneputzen. Oder gemeinsam zu spielen. Oder zusammen Fahrrad zu fahren. Es dürfen aber auch neue Rituale entstehen – beispielsweise mit den Großeltern zu skypen. Oder den Mundschutz aufzusetzen. Oder sich öfters die Hände zu waschen.
Tipp 4: In der Gegenwart verweilen
Manches ist geblieben wie es war. Manches hat sich durch die Corona-Pandemie radikal verändert. Veränderungen können Ängste auslösen, vor allem, da Sie selbst keinen Einfluss nehmen können. Sie können die Lage nicht kontrollieren, jedenfalls nur einen kleinen Teil. Den Teil, wie Sie sich verhalten und die Hygienemaßnahmen einhalten.
Fokussieren Sie – auch mit Ihren Kindern – immer wieder gezielt den Augenblick. Praktizieren Sie ein Achtsamkeitstraining. Die Achtsamkeit ruht im Augenblick. Und in diesem Augenblick haben Sie durchaus die Kontrolle über Ihr Leben. So entstehen schnell positive Gefühle, weil Sie spüren und feststellen: „Jetzt gerade in diesem Augenblick geht es mir gut“. Nutzen Sie ein Achtsamkeitstraining, um in dem jetzigen Moment
- Gefühle wahrzunehmen.
Wie geht es Ihnen? Wie geht es Ihrem Kind? Welches Gefühl zeigt sich gerade? - Gedanken ziehen zu lassen.
Ängste, Sorgen und Nöte dürfen auch bewusst losgelassen werden – und sei es nur für einen Augenblick. Schicken Sie sie auf eine Reise. Auch Ihrem Kind können Sie diesen Aspekt der Achtsamkeit mühelos vermitteln: „Stell dir vor, deine Angst ist eine Wolke. Dick, weiß und fluffig schwebt sie oben am Himmel. Und sieh nur, sie zieht weiter, einfach weiter. Sie verschwindet aus deinem Blickfeld. Die Angst-Wolke verschwindet. Jetzt ist deine Angst weg.“
Tipp 5: Konstruktiv dank gesammelter Erfahrungen bewältigen
Angst ist ein Gefühl, das für Gefahr sensibilisiert. Angst ist somit ein lebensnotwendiges Gefühl. Angst zeigt sich in vielen Bereichen. In Zeiten von Corona steigt die Angst vor Ansteckung bzw. Krankheiten und vielleicht auch die Angst vor Menschen. Aber auch eine ungewisse Zukunft kann Angst auslösen. Wir alle fahren im Moment auf Sicht, d.h. die Sorge „Kommt es zu einer zweiten Welle?“ oder „Wie stark wird der wirtschaftliche Einbruch sein?“ kann niemand mit Gewissheit sagen, sondern nur mit Prognosen bestimmen.
Dennoch – und dies ist ganz entscheidend – sind Sie vorbereitet. Sie, Ihre Familie und Ihre Kinder haben im jetzigen Lockdown mit seinen Kontaktbeschränkungen eine Unmenge an Erfahrungen gesammelt. Sie haben Ressourcen aktiviert, um im Homeoffice zu arbeiten und Ihre Kinder beim Homeschooling zu unterstützen. Sie haben gelernt, Ihre Freizeit anders zu gestalten.
Und mit diesen Erfahrungen und Ressourcen können Sie die ungewisse Zukunft besser bewältigen, sie konstruktiv bewältigen. Vermitteln Sie diese Einsicht auch Ihrem Kind „Du hast Angst, dass es vielleicht wieder schlimmer werden kann. Ja, das könnte passieren. Aber schau, du hast in den letzten Wochen gelernt, wie du damit gut umgehen kannst. Wir haben es doch gut gemeistert. Nun stell dir mal vor, wir dürften erneut nur mit uns zusammen sein. Was fällt dir da spontan ein, wie du dann mit Oma in Kontakt bleiben kannst? Und wie könntest du mit uns oder alleine spielen? Erzähl mal…“ Vermitteln Sie auf diese Weise ein Gefühl der Stärke und des Mutes.
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