Sparneigung für Wirtschaft schädlich: Niedrige Zinsen bleiben mehr Problem als Chance
Unternehmen horten zu viel Geld, kaum renditestarke Anlagen am Markt
Die Bundesanleihen sind das immer noch beste Beispiel dafür, dass selbst langjährige Geldanlagen für Verbraucher und Firmen eine immer kleinere Rendite generieren.
© Flickr Money Everywhere
Die Hoffnung auf höhere Zinsen besteht seit Monaten, doch bisher gibt es kaum mehr als singuläre Anzeichen, dass sich das flächendeckend ändert. Die Zinsen im Bereich Festgeld gehören erfahrungsgemäß zu den geläufigen und vergleichsweise höherwertigen Geldanlagen. Zwar bewegen sich die Zinsraten auch hier auf historisch niedrigem Niveau, doch das Ausland bleibt zu risikoreich. Zumindest bis tatsächliche Strafzinsen für hohe Firmeneinlagen Realität werden. Derzeit verfügen viele große Konzerne, aber auch weite Teile des Mittelstandes über enorme Cash-Reserven. Der VW-Konzern hatte bereits 2011 fast 21 Milliarden Euro an liquiden Mitteln in der Bilanz. In den letzten Jahren hat die Top-5 des Dax ihren Bestand um knappe zwei Drittel aufgestockt. Das Problem: Werden diese Gelder nicht investiert, schadet dies der Volkswirtschaft – der Wirtschaftskreislauf schwächelt, und die Konjunktur bleibt unter ihren Möglichkeiten.
Zinsen bewegen sich auf niedrigem Niveau – gute Angebote mit Internetdienstleistern
Die Mehrheit der Finanzmanager sieht das ähnlich, wie eine Umfrage der Boston Consulting Group zeigt. Fast 43 Prozent der über 1.000 Finanzverantwortlichen sind der Ansicht, Sparsamkeit schade der Wirtschaft. Hinzu kommt: Meist wird lieber im Ausland investiert, als die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Über 60 Prozent der in einer weiteren Studie befragten 137 Mittelständler müssen aber überschüssiges Geld anlegen, um parallel keinen Verlust anzuhäufen. Doch das ist schwierig: Hypothekenzinsen stehen aktuell nur bei 1,27 bis 1,69 Prozent, Festgeldzinsen bei 0,37 bis 0,40 Prozent. Bei hohen Einlagen und mit viel Kalkül ist zwar mehr drin, doch viele scheuen das Risiko am Aktienmarkt und den Einstieg in renditestärkere Anleihen. Doch mittlerweile haben immerhin 38 Prozent der Unternehmen in Aktien oder Aktienanleihen investiert. Grund: die niedrigen Zinsen.
Viele Firmen suchen mittlerweile abseits der Dienstleistungen ihrer Banken nach Alternativen, um am Finanzmarkt Produkte zu nutzen, die andere Wege gehen, um die Renditen attraktiver zu machen. Dazu gehört auch der Anbieter WeltSparen.de. Plattformen dieser Art gibt es immer häufiger und sie bieten mit unterschiedlichen Verfahren und Konzepten privaten sowie gewerblichen Anlegern höhere Zinssätze auf Fest- und Tagesgeldkonten im Ausland. Das funktioniert meist ohne aufwendige Kontenwechsel und bietet eine Alternative zu einheimischen Niedrigzinsen. Wer, wie die meisten, kein Ende der niedrigen Zinsen erwartet, legt sein Geld dauerhaft an und bekommt es auf das Konto beim jeweiligen Anbieter nach der Laufzeit zurück. Hat eine ausländische Bank Probleme, können die deutschen Zinsplattformen das Angebot meist schnell den Gegebenheiten anpassen, so dass kein Geld verloren geht.
Im Ausland nach höheren Zinsen suchen – aus Angst vor Strafzinsen
Das hohe Sicherheitsbedürfnis deutscher Anleger und die schwelenden Krisen im Euroraum verführen jedoch zu einer Flexibilität und zu Anlagen, bei denen die Zinsen meist ohnehin niedriger sind. Gerade deshalb liegt das Ausland, trotz teilweise besserer Zinsmärkte, hierzulande nicht besonders hoch im Kurs, was das direkte Investment angeht. Dabei ist der Handlungsdruck seitens der Unternehmen groß. Eine Studie der Unternehmensberatung PwC ergab, dass die 7.388 größten Unternehmen der Welt aktuell 1,4 Billionen Euro in schlechten Anlagen gebunden haben, und dieses Kapital nicht für profitablere Einsatzmöglichkeiten zur Verfügung steht. Vorhandene Gelder werden damit zu wenig gewinnbringend für weiteres Wachstum eingebracht. Nur 9 Prozent der Unternehmen nutzten in den letzten Jahren niedrige Zinsen, um die Working-Capital-Quote zu optimieren.
Vor allem in Europa besteht hier dringender Nachholbedarf. Bereits im Dezember konnten die Firmen erste Warnungen lesen, die vor Strafzinsen auf hohe Bankeinlagen hinwiesen. Angefangen bei kapitalstarken Großkonzernen könnte das bald auch für den Mittelstand Realität werden. Dann werden auch die kleinen Zinsen beim Tages- und Festgeld trotz einer entsprechenden Gebundenheit attraktiv genug, um Reserven gewinnbringend anzulegen. Zwar sind in Frankreich und den Niederlanden teilweise höhere Zinsen möglich, doch die länderspezifischen Einlagensicherungssysteme, die für hohe Firmeneinlagen besonders relevant sind, sprechen für Investitionen in Deutschland. Denn das deutsche Einlagensicherungssystem gehört zum sichersten in Europa.
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