Mit Ihrem inneren Team zum Erfolg
Es gibt Situationen, in denen Sie mit gemischten Gedanken und Gefühlen reagieren. Es ist, als würden sich in Ihrem Innern verschiedene Stimmen zu Wort melden, die alle etwas von Ihnen wollen. In solchen Momenten stoßen Sie gezielt auf Ihr Inner Team
Schon der Dichter Johann Wolfgang von Goethe schrieb in seinem Faust: „Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust“, doch es sind mehr, eine innere Schar von Charakteren, die sich dort tummeln. Beispielsweise der innere Kritiker, der Hilfsbereite, der Visionär, das innere Kind oder der fürsorgliche Elternteil. Und alle zusammen sorgen für eine innere Gruppendynamik.
Diese Gruppendynamik, die Ihr Inneres Team entstehen lässt, beeinflusst alle Bereiche Ihres Lebens. Sei es Ihre Reaktionen auf Menschen und Ereignisse. Sei es das Bewältigen Ihrer Aufgaben oder das Erreichen Ihrer Ziele. So gibt es Momente, in denen Sie sich stark und mit sich im Reinen fühlen – Ihr Inneres Team zieht gerade an einem Strang. In anderen Momenten fühlen Sie sich wie zerrissen. Es fällt Ihnen schwer eine klare Entscheidung zu fällen, weil ein Gedanke (also eine innere Team-Stimme) Ihnen dazu rät, während ein anderer Gedanke sich dagegenstellt. Im Klartext: Ihr Inneres Team trägt zu Ihrem Erfolg oder Misserfolg bei.
Dadurch, dass Sie sich Ihres inneren Teams bewusst werden:
- Wie es sich zusammensetzt,
- Wer sich oft und gerne in den Vordergrund spielt,
- Welche Stimmen nur schwer Gehör finden,
- Welche Teammitglieder eher unterstützen oder eher für Blockade sorgen,
- Wie die einzelnen Teammitglieder argumentieren und mit welchen Argumenten Sie sie auf ihre Seite ziehen,
- Wofür die einzelnen Teammitglieder stehen,
- Wer für welchen Kurs verantwortlich ist,
und schließlich gezielt mit ihm zu arbeiten beginnen, erhöhen Sie nicht allein Ihre Authentizität, sondern eröffnen sich neue Wege, Ihren Erfolg zu steigern. Denn durch Verhandlung mit Ihren inneren Team-Mitgliedern können Sie zukünftig Ihre Ziele besser erreichen: Ihr Selbstboykott, der bei manchen Zielverwirklichungen stattfand, hat ein Ende.
Mit Ihrem Inneren Team zum Erfolg
Schritt 1: Erkennen Sie Ihr inneres Team
Vielleicht fallen Ihnen spontan schon Stimmen, also Gedanken auf, die Sie dem einen oder anderen Team-Mitglied zuordnen können. So trägt jeder von uns beispielsweise einen Inneren Kritiker in sich, der mit regelrechten Kritik-Attacken auf Ihr Tun reagieren kann. Typische Aussagen, die natürlich individuell nuanciert sind, lauten:
- „Was hast du dich wieder angestellt.“
- „Das Problem bei dir ist…“
- „Niemand mag dich wirklich.“
- „Du arbeitest zu langsam…nicht gründlich genug…den anderen nicht richtig zu…“
- „Du machst zu viele Fehler. Wie konnte dir dieser nur schon wieder unterlaufen.“
- „Machst du eigentlich nie etwas richtig?“
- „Du bist zu geizig…zu egoistisch…zu nachgiebig und weich…zu dumm…“
- „Du denkst und reagierst zu langsam.“
Ihr Inneres Kind dagegen wird eher andere Bedürfnisse äußern:
- „Ich mag nicht mehr.“
- „Ich will hinaus in die Sonne.“
- „Ich will jetzt dieses Stück Kuchen – mir ist die Diät völlig egal.“
- „Mir schmeckt aber der Kaffee. Ich trinke jetzt erst recht noch eine Tasse. Der Arzt spinnt doch und soll erzählen, was er will.“
Logblatt zum Download
Ihr inneres Team zu entdecken, benötigt Zeit. Nutzen Sie hierfür auch unser Logblatt für ihr Inneres Team.
Beginnen Sie, auf Ihre Gedanken und auch Gefühle bewusster zu achten. Hinter diesen verbergen sich Ihre Inner-Team-Mitglieder. Denn viele Gedanken oder Gefühle wiederholen sich, wie beispielsweise Wut, Unsicherheit, Angst oder Gedanken wie „Streng dich mehr an“, „Sei nicht so kleinlich“, „Bleib am Ball“, „Das war Spitze“.
Schritt 2: Sie sind der Boss
Bei den vielen inneren Team-Mitgliedern stellt sich schnell die Frage „Wer bestimmt eigentlich den Kurs?“ Solange Sie noch unbewusst Ihr Team agieren lassen und die innere Gruppendynamik nicht wirklich für sich einsetzen, wird das Teammitglied, das in der jeweiligen Situation am lautesten, stärksten und vor allem mit den überzeugendsten Argumenten auftritt, auch den Kurs Ihres Handelns bestimmen. Sie haben es schon oft genug erlebt, wie widersprüchlich dieses Handeln dann sein kann.
Stoppen Sie ab heute diesen willkürlichen Prozess. Treten Sie Ihrem inneren Team als Bewusstes Ich entgegen – denn Sie sind der Boss, d.h.
- allein durch diese Unterscheidung lösen Sie sich von der bisherigen Identifikation mit den einzelnen Inner-Team-Mitgliedern. Sie als Ganzes sind also nicht länger ein erbarmungsloser Kritiker oder egoistisch oder Dauer-Wütend, sondern ein Teil von Ihnen zeigt gerade diese Eigenschaft.
- Sie werden und können auch andere Team-Mitglieder zu Rate ziehen, statt sich nur auf die eine Stimme einzulassen. Die Vielfalt wird genutzt.
- Sie legen fest, welche Richtung eingeschlagen wird und verhandeln dies mit Ihren Team-Mitgliedern.
- Ihr Bewusstes Ich tritt als souverän auf.
Schritt 3: Nehmen Sie Kontakt auf
Sie sollten in den ersten Wochen, die Kontaktaufnahme zu Ihrem inneren Team stets schriftlich vornehmen, um so den Prozess, der abläuft, besser steuern und überblicken zu können. Sind Sie geübter, können Sie selbstverständlich überall, auch innerhalb von nur fünf Minuten, mit Ihrem Team in Kontakt treten.
Ihr selbstbewusstes ICH nimmt dabei den Kontakt auf, indem er das Anliegen formuliert und die jeweils beteiligten Team-Mitglieder „zum Gespräch einlädt“. Anliegen, die Sie besprechen möchten, können sehr vielfältig sein:
- „Warum reagiere ich bei dem Vorschlag so widersprüchlich?“
- „Was konkret hat mich an der Aussage von Kollege Stein so verärgert?“
- „Immer wieder schiebe ich die Aufgabe auf. Hier möchte ich eine andere Lösung finden.“
- „Ich möchte meinen Umsatz um 10% steigern. Dafür wären folgende Maßnahmen notwendig. Was haltet ihr davon?“
Die Vorgabe durch Ihr Bewusstes Ich wird automatisch bestimmte Team-Mitglieder – also Ihre inneren Stimmen (Meinungen) aktivieren, wenn Sie sich zu dem einen oder anderen Problem Ihre Gedanken machten.
Der Unterschied zu damals ist, Sie ordnen nun die einzelnen inneren Stimmen dem jeweiligen inneren Team-Mitglied zu. Diese Differenzierung erleichtert es Ihnen, Ihre inneren Widersprüche anzunehmen, mit diesen fair umzugehen und die Absichten, die Ihre Team-Mitglieder vertreten, besser zu verstehen und zu würdigen. Sie werden so Ihre Ziele erreichen oder Lösungen für Ihr Problem finden.
Schritt 4: Kommunizieren, diskutieren und verhandeln Sie Ihre Ziele
Wie im realen Leben ist eine entscheidende Kommunikationsform die Diskussion. Sie treten dabei als selbstbewusstes ICH auf und nicht als tyrannischer Boss, der seine Interessen zwar mitteilt, letztendlich aber, ohne Rücksicht auf Andere, durchsetzen will. Seien Sie versichert, solch ein Auftreten ist zum Scheitern verurteilt. In Ihrer Vergangenheit wird es Beispiele geben, bei denen Sie sich über eigene Bedenken hinwegsetzen, obwohl Ihre inneren Team-Mitglieder mit List und hoher Intelligenz dagegen steuerten.
Stellen Sie Ihr Anliegen vor. Beginnen Sie die Verhandlung, indem Sie Ihre Absichten und Ziele bekannt geben. Hören Sie in sich hinein, was die einzelnen Inner-Team-Mitglieder dazu sagen. Fassen Sie einzelne Aussagen zusammen. Suchen Sie nach einem gemeinsamen Nenner und einer Lösung, die alle zufriedenstellt. Ein kleines Beispiel zeigt Ihnen, wie so ein Dialog ablaufen kann.
Beispiel einer Inner-Team Kommunikation:
Bewusstes Ich: Ich möchte heute klären, warum wir immer wieder die Reisekostenabrechnung auf den letzten Drücker abgeben. Dieses Aufschieben kostet mich Zeit und Nerven.
Kritiker: Du hast doch ganz andere Ziele gesetzt, die mit dieser Aufgabe überhaupt nichts zu tun haben. Nur weil die Buchhaltung solch einen Aufstand macht, lässt du dich in die Enge treiben.
Inneres Kind: Mir macht das keinen Spaß. Warum soll ich mich mit der Auflistung von Zahlen herumquälen.
Bewusstes Ich: Kritiker, du hast meine Ziele im Auge. Nur wie du sicher einsehen wirst, kostet der Aufstand der Buchhaltung – die vielen Telefonate und E-Mails – meine Zeit, so dass meine Ziele dabei ins Hintertreffen kommen. Das Ignorieren bzw. Aufschieben ist somit keine Lösung.
Auch du Inneres Kind hast mir deine Gründe für deine Verweigerung mitgeteilt. Doch durch das Aufschieben wird die Aufgabe nur größer, der Berg an Reisekostenabrechnungen, die übertragen werden müssen, wächst an und zusätzlich wächst der Druck. Von Spaß kann dann für dich keine Rede mehr sein. Wir benötigen eine andere Lösung als das Aufschieben. Ideen?
Kreatives Ich: Reserviere dir nach der Mittagspause fünf oder zehn Minuten, in denen du stets einen kleinen Teil der Reisekosten auflistest.
Bewusstes Ich: Gute Idee. Sind alle damit einverstanden?
Kritiker und Inneres Kind: Ja.
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