Der Staat sind wir!
In strahlende Augen zu schauen, wenn Menschen aus fremden Ländern die ersten deutschen Wörter gelingen – das ist etwas Wunderschönes. Die Begeisterung, die sich zeigt, wenn sie sich bewusst werden, dass sie grade ihren ersten Satz in Deutsch gesprochen haben, ist die schönste Belohnung für Menschen, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren.
Wie kann Integration gelingen?
Wie schaffen wir es, dass ein gutes Miteinander entsteht und gepflegt wird? Was ist unsere Aufgabe darin?
Dieses Jahr war sicher für alle Menschen ein sehr bewegtes. Für diejenigen, die zu uns gekommen sind, ganz besonders, aber auch für diejenigen, die schon seit langem hier leben.
Ein Gespräch mit einer guten Freundin hat mir gezeigt, wie sehr Ängste und Abwehrhaltungen verbreitet sind. Sie äußerte ihre Befürchtung, dass sich die neu hinzukommenden Menschen nicht gut in unsere Gesellschaft integrieren lassen würden, weil es ihres Erachtens „zu Viele“ seien und sie verband diese Ängste mit der Frage, wie der Staat dies denn lösen wolle?
Irgendetwas an dieser Formulierung störte mich und je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde es mir. In mir entstand der Satz „der Staat sind wir“. Somit war die Frage für mich ein Grund mehr, selbst aktiv zu werden und als kleiner Teil von einem großen Ganzen daran mitzuwirken, das eine gute Integration möglich ist. Denn von einem bin ich überzeugt: es ist machbar, aber nur mit der Kraft und Energie von ganz vielen.
Der Staat sind wir!
Jeder von uns kann dafür sorgen, Neuankömmlinge zu begrüßen und mit ihnen die Werte und Verhaltensweisen unserer bisherigen Gesellschaft zu teilen. Wir alle sind gefragt, wenn Integration gelingen soll. Wenn weiterhin viele mithelfen, dann kann es uns aufs Beste gelingen. Aber es braucht die Bürger dafür, Behörden alleine können da nichts bewirken.
Es gibt so viele Arten, Neuankommenden bei ihren ersten Schritten und auch den folgenden Schritten zur Seite zu stehen, so dass jeder etwas finden kann, was ihm Freude macht und was in seinen oder ihren Möglichkeiten und Kompetenzen liegt.
Es ist genauso wertvoll, gemeinsam Amtsgänge zu erledigen, wie Feste zu feiern, mit Kindern zu spielen, Kleidung zu sortieren oder im Hintergrund für eine funktionierende Infrastruktur zu sorgen. Und egal, ob es sich um eine einmalige Hilfsaktion oder eine kontinuierliche Tätigkeit handelt, jedes Element trägt zum Gelingen bei und hilft ganz konkret. Wie gut das funktionieren kann, habe ich selbst in meinem künftigen Wohnort erleben können. Die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe besteht dort aus einem großen Netzwerk engagierter Menschen.
Und das Ganze hat noch einen schönen Nebeneffekt – wenn ich demnächst dort hinziehe, kenne ich bereits viele tolle Menschen – schon lange dort Lebende ebenso wie Hinzugezogene und kurzfristig dort untergebrachte, die mich freudig begrüßen, wenn sie mir auf der Straße begegnen. Für mich eine sehr lebenswerte und liebenswerte Gesellschaft.
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