Mehr Komfort fürs gleiche Geld? – Mit der Limousine statt dem Taxi zum Geschäftstermin
Chauffeurservice statt Taxi: Mehr Komfort fürs gleiche Geld?
Stellen Sie sich folgendes Szenarium vor: Sie sind auf Geschäftsreise. Der nächste Termin mit einem wichtigen Partner steht an. Sie haben sich vorher kurz im Hotel frisch gemacht und warten nun in der Lobby. Sie sollen abgeholt werden, da die Büros natürlich nicht fußläufig zu erreichen sind. Eine schwarze Limousine fährt vor, ein Fahrer in dunkler Kleidung und mit weißem Hemd steigt aus.
Aber anstatt auf den bekannten Politiker oder die attraktive Schauspielerin, die ebenfalls in Ihrem Hotel wohnen, zuzugehen, begrüßt der Chauffeur – Sie! Dann nimmt er Ihr Gepäck und führt Sie zur Limousine. Eine Viertelstunde später erreichen Sie pünktlich den Termin, ausgeruht und bestens vorbereitet, weil Sie noch einen kurzen Blick in die Akten werfen konnten.
Klingt verlockend – für die meisten wirkt ein Chauffeurdienst dann aber doch zu luxuriös. Das ist schließlich kein Wunder, war die edle Limousine mit eigenem Fahrer bislang fast ausschließlich Prominenten, Politikern und reichen Privatpersonen vorbehalten. In Zukunft werden wohl auch mehr „normale" Leute, insbesondere Geschäftsleute und Manager, einen Limousinenservice buchen, davon ist das Manager Magazin überzeugt.
Die Alternative zum Taxi etabliert sich rasend schnell, mittlerweile gibt es etliche Anbieter auf dem Markt. Die Spanne reicht dabei von kleinen, aber finanziell potenten Internet-Start-ups bis zu etablierten Großfirmen. Neben dem US-amerikanischen Unternehmen Uber gehört Blacklane mit Sitz in Berlin zu den bekanntesten Neulingen, die in der Branche aktiv sind. Aber auch Sixt hat das Potenzial erkannt und mit MyDriver eine eigene Tochterfirma ins Rennen um die anspruchsvolle Klientel geschickt.
Vorteile der Chauffeur-Dienstleister: Einfachheit, Transparenz und feste Preise
Mittelfristig könnte es den Privatchauffeuren auch gelingen, sich dauerhaft bei Managern und Führungskräften durchzusetzen. Denn die Unternehmen versprechen, dass ihre Limousinen besser als die klassischen Taxis sind: mehr Qualität und mehr Komfort, möglichst zum gleichen Preis.
Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband (BZP) gibt sich angesichts der wachsenden Konkurrenz kämpferisch. Laut deren Webseite wolle man Top-Kunden mit „verlässlichen Qualitätsversprechen" und „einem stimmigen Preis-Leistungs-Verhältnis" überzeugen. Gegenüber Chauffeurdiensten sind Taxis zumindest quantitativ im Vorteil, mehr als 50.000 der elfenbeinfarbenen Autos fahren, so eine aktuelle Schätzung, auf deutschen Straßen. Daraus ergibt sich eine nicht unbeträchtliche zeitliche Flexibilität. Im besten Fall ist das Taxi in dem Moment verfügbar, in dem Sie es brauchen, an dem Ort, an dem Sie es brauchen.
Unfreundliche Fahrer, schmutzige Wagen, zu hohe Preise durch Staus und Umwege: Dass es um die Reputation der Taxi-Branche nicht zum Besten steht, muss selbst der BZP zugeben: „Nach 1-2 Irrfahrten mit radebrechendem Fahrer in einem erbärmlichen Siff-Taxi" sei die Klientel für Jahre verloren. Kunden, die derart verprellt wurden, werden nun von den Limousinenservices aufgefangen. Vor allem richtet sich ihr Angebot aber an Geschäftsleute, die schnell und bequem zu Terminen gelangen wollen.
Die verschiedenen Chauffeurdienste, die mittlerweile weltweit auf Expansionskurs sind, wollen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen den Erfolg sichern. Uber und MyDriver setzen auf eine eigene Fahrzeugflotte mit Wiedererkennungswert im Straßenbild, während Blacklane als Vermittler auftritt. Kunden und Kooperationspartner werden über eine Online-Plattform zusammen gebracht, das Berliner Unternehmen übernimmt Koordination und Zahlungsabwicklung. Die lizenzierten Firmen stellen im Gegenzug einen bestimmten Teil ihrer Luxusfahrzeuge zur Verfügung, die exklusiv unter dem Blacklane-Logo fahren.
Ziel ist es, den Kunden durch Einfachheit und Transparenz an sich zu binden: „Einfache Buchung und höchste Professionalität" verspricht der Chauffeurdienst auf seiner Internet-Seite. Statt bei der Taxi-Zentrale anzurufen, steuern Sie als Kunde alle Aktionen per App vom Smartphone aus oder loggen sich im Büro über die Internet-Seite ein. Für eine Fahrt auf höchstem Komfort- und vor allem Diskretionsniveau soll der „Chauffeur-Knigge" sorgen, den Blacklane an die beteiligten Unternehmen ausgegeben hat.
Limousinenservices gehören in Japan und den USA zur Normalität
Auch preislich setzen die Limousinen- den Taxi-Unternehmen zu. Statt mitlaufender Taxameter buchen die Kunden ihre Fahrten nun zum Festpreis. Um der langen Schlange vor Taxi-Ständen an Flughäfen oder Bahnhöfen zu entgehen, wird von Managern und Geschäftsleuten allerdings ein gewisses Maß an Planung verlangt. Denn eine sofortige Verfügbarkeit können Blacklane, MyDriver und Uber noch nicht garantieren.
Ob die günstigen Preise lange zu halten sind, ist im Moment auch fraglich. Zumal jetzt schon nicht jeder Limousinen-Typ mit einem Taxi-Tarif aufwarten kann. Denn je exklusiver der bestellte Wagen ist, desto mehr müssen Sie für diese Fahrt auch bezahlen. Doch sollte der Limousinenservice sich auf breiter Front durchsetzen, könnten sich auch die Preise dafür normalisieren. Dann wäre auch hierzulande die Situation ähnlich wie in den USA oder Japan. In diesen Ländern haben Luxuslimousinen mit persönlichem Chauffeur schon lange den Nimbus besonderer Exklusivität verloren. Für Geschäftsleute dort gehört es zur Normalität, sich von einem Fahrer in einer schwarzen Limousine zum nächsten Termin bringen zu lassen.
- Kommentieren
- 10234 Aufrufe