Schlank sein beginnt am Kopf - Warum Lean Management ein Führungsthema ist
Was Personalmanagement tun kann, damit Ihr Unternehmen schlank wird und bleibt
Lean Management ist derzeit in aller Munde. Was bedeutet dieser Ansatz? Inwiefern lässt sich diese Methodik in der Praxis umsetzen und was bedeutet das für Ihr Tagesgeschäft?
„Lean Management bezeichnet die Gesamtheit der Denkprinzipien, Methoden und Verfahrensweisen zur effizienten Gestaltung der gesamten Wertschöpfungskette industrieller Güter.[1]“
Hinter dieser etwas sperrigen Begriffsdefinition verbirgt sich mehr Führungsarbeit als man vermuten möchte. Wesentlich für eine erfolgreiche Anwendung im Unternehmen ist die Verinnerlichung der Denkweise, die dem Handeln im Unternehmen zu Grunde liegen soll. Diese Verinnerlichung erreichen Sie am besten durch entsprechendes Führungsverhalten.
Wie müssen Sie Ihr Führungsverhalten nun gestalten oder verändern?
Eine Erläuterung anhand der 10 wichtigsten Lean-Management-Faktoren.
- Ausrichtung aller Tätigkeiten auf den Kunden.
Bei jeder Fragestellung und Entscheidung, die zu treffen ist, muss die Frage „Was bringt es dem Kunden?“ sinnvoll zu beantworten sein. Geld (Gewinn) für Sie ist die falsche Antwort, sondern im Idealfall ein gutes Resultat Ihrer Entscheidungen.
Leben Sie diese Art der Entscheidungsfindung kontinuierlich vor und geben Sie Ihren MitarbeiterInnen entsprechende Leitlinien zur Orientierung.
- Konzentration auf die eigenen Stärken.
Ihre Stärken als Unternehmen in Form der persönlichen Stärken Ihrer MitarbeiterInnen und die Stärke als Team versetzt Sie in die Lage, Besonderes zu leisten. Bewegen Sie sich außerhalb dieser Stärken, wird das Ihre Glaubwürdigkeit beim Kunden beeinträchtigen und Ihre Effizienz gegenüber dem Mitbewerb reduzieren.
Fokussieren Sie sich auf das, was Ihr Unternehmen ausmacht. - Optimierung von Geschäftsprozessen.
Ohne die Kenntnis Ihrer eigenen Geschäftsprozesse wird es schwierig, diese zu optimieren oder noch besser, zu innovieren. Neue Kundenanforderungen und Technologien lassen bestehende Prozesse schnell ineffizient werden.
Nehmen Sie sich regelmäßig die Zeit um zu beobachten, wie bestimmte Abläufe funktionieren und fragen Sie sich dann, warum das so ist.
- Ständige Verbesserung der Qualität.
Kontinuierliche Verbesserung ist nicht nur mehr ein Schlagwort im Managementjargon, sondern bereits zur Erwartungshaltung des Kunden geworden. Diese stetige Weiterentwicklung betrifft nicht nur die Qualität Ihrer Produkte und Dienstleistungen, sondern auch die Qualität Ihrer eigenen Organisation und Prozesse. Machen Sie sich auf die Suche nach neuen und besseren Wegen, Ihr Geschäft zu betreiben. Andere Branchen bieten oft interessante Hinweise: die Transportbänder der Schlachthöfe in Cincinnati waren das Vorbild für die Fließbandproduktion von Henry Ford. - Interne Kundenorientierung als Unternehmensleitbild.
Analog zur externen Kundenorientierung ist es auch intern notwendig, Anforderungen wahrzunehmen und im Sinne des großen Ganzen zu sehen. Wie unter Punkt 3 „Optimierung von Geschäftsprozessen“ angeführt, ist es hilfreich, immer den gesamten Ablauf zu betrachten und die Beteiligten mit einzubeziehen.
Sorgen Sie für ein konstruktives Miteinander und erinnern Sie regelmäßig an die Ausrichtung aller Tätigkeiten auf den Kunden. - Eigenverantwortung wird von vielen MitarbeiterInnen gerne übernommen.
Führungskräfte vergessen leider oft, den dafür nötigen Entscheidungsspielraum einzuräumen. Sie selbst würden ohne Handlungsfreiheit oder ein Budget auch recht schnell unglücklich werden, richtig? Genau so geht es auch Ihren MitarbeiterInnen.
Definieren und kontrollieren Sie Rahmenbedingungen und Ziele, aber mischen Sie sich nicht in den Lösungsweg ein.
- Dezentrale, kundenorientierte Strukturen.
Seit es Management als Disziplin gibt, pendelt der Trend zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung hin und her. Auch hier hat die Technologie der Vernetzung vieles ermöglicht, woran vor zwanzig Jahren noch niemand gedacht hat. Allerdings ist es wichtig, alle für den Kunden relevanten Informationen zu diesem zu bringen, damit gemeinsam mit Ihren MitarbeiterInnen rasch und kompetent vor Ort Entscheidungen getroffen werden können.
Entscheidungen durch MitarbeiterInnen vor Ort treffen lassen. - Führen ist Service am Mitarbeiter.
Führung heißt, den MitarbeiterInnen Vertrauen zu schenken und Rückhalt zu bieten. Verstärkend wirkt kontinuierliches Feedback zu deren Verhalten und Entscheidungen. Es ist wie das Kalibrieren eines GPS-Geräts. Erst nach erfolgter Justierung wissen MitarbeiterInnen über ihre Aufgaben und Entscheidungsspielräume Bescheid und lernen, damit im Sinne des Unternehmens und der Kunden umzugehen.
Zeigen Sie, wie es geht, um dann schnellstmöglich aus dem Weg zu gehen und machen zu lassen. - Offene Informations- und Feedback-Prozesse.
Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, durch die Informationen offen ausgetauscht und Feedback konstruktiv geteilt werden kann. Feedback muss immer zeitnah und relevant erfolgen um seine volle Wirkung zu entfalten. Nur so trägt es zur stetigen Verbesserung in Ihrem Unternehmens und zu höherer Kundenzufriedenheit bei. Denken Sie zum Beispiel an Ihren letzten Anruf bei einer Telefonhotline. Wie oft wurden Sie verbunden, bis Sie endlich eine hilfreiche Information oder Entscheidung bekommen haben?"
Informieren Sie Ihre MitarbeiterInnen regelmäßig, damit diese sowohl miteinander als auch mit den Kunden besser kommunizieren können. - Einstellungs- und Kulturwandel im Unternehmen.
Wenn Sie Ihr Unternehmen also „schlanker“ aufstellen wollen, dann führt kein Weg daran vorbei, das Sie es auch selbst vorleben. Das bedeutet, dass die wahrscheinlich größte Veränderung zuerst bei Ihnen selbst passieren muss, bevor sie glaubwürdig an die MitarbeiterInnen weitergetragen werden kann.
Seien Sie ein Vorbild und man wird Ihnen nacheifern.
© Alexander M. Schmid
Diese zehn Führungsfaktoren betreffen jede Führungskraft in einem Unternehmen. Dabei ist es unerheblich, ob die Führungsrolle hierarchisch oder persönlich bedingt ist. Die Aufgabe des Personalmanagements liegt nun darin, entsprechende Rahmenbedingungen zu entwickeln, die innerhalb des Unternehmens einen Beitrag zu schlanker Unternehmensführung leisten. Für eine erfolgreiche Umsetzung gilt auch hier „Leading by example – Führen durch Vorbildwirkung“. Machen Sie kein großes Programm daraus, sondern ändern Sie gezielt Ihr Verhalten und behalten es konsequent bei. Mit Fortdauer entwickelt sich automatisch ein Momentum, dem Sie dann immer noch einen Namen oder Etikett zur besseren Identifizierung geben können.
[1] Pfeiffer, Werner; Weiß, Enno: Lean-Management: Zur Übertragbarkeit eines neuen japanischen Erfolgsrezepts auf hiesige Verhältnisse, 1992.
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem diesjährigen Projekt Erfolgsrezepte.
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