Kurswechsel: Gehen Sie in Führung!?
Mitarbeiter zu führen sei das A und O für einen jeden Vorgesetzten – denkt man. Die Führungsrealität, so merkt man schnell, sieht in Wirklichkeit anders aus. Klare Strukturen und offene Kommunikation werden ebenso vermisst wie ein kollegiales Miteinander. Warum ist das so? Beschäftigen wir uns ein bisschen mit der Ursachenforschung und suchen nach Lösungsansätzen.
Die 4 falschen Annahmen als Chef:
- Als Chef weiß ich automatisch, wie ich führen will
- Ich muss in allem besser sein als meine Mitarbeiter
- Meine Führungswerte sind offensichtlich!
- Ich mach das schon seit 20 Jahren gut!
Mitarbeiterführung verlangt eine klare Positionierung vom Vorgesetzten und dies ist oft gar nicht so einfach, denn auch das Chef-sein muss man erst erlernen. Gerade in der deutschen Unternehmenskultur wird oft automatisch davon ausgegangen, dass, weil man wegen guter Arbeitsleistungen zum Vorgesetzten befördert wird, jeder auch direkt Mitarbeiter anleiten und führen kann. Warum sollte das so sein? Keiner geht davon aus, dass nur weil wir unseren 18. Geburtstag gefeiert haben, wir automatisch an diesem Tag Auto fahren können. Wir mussten es erlernen.
Die Führungskräfteentwicklung ist daher unabdingbar und zwar für jedes Unternehmen. Dabei sind die Grundlagen oft unternehmens- und branchenübergreifend identisch, denn grundsätzlich bestimmt jeder Vorgesetzte den Kurs seiner Mitarbeiterführung selbst:
Kursbestimmung für Führungskräfte:
- Wie wollen Sie eigentlich führen? Nach welchen Werten?
- Warum fällt Ihnen diese Art der Führung so schwer?
- Was erwartet Ihr Arbeitgeber eigentlich von Ihnen?
- Fremdbild ./. Selbstbild
Viele Führungskräfte definieren in Workshops das erste Mal ihr eigenes Führungsverhalten, denn im Berufsalltag bleibt oft gar keine Zeit für solche Aufgaben, obwohl es so elementar wichtig ist. Nur wenn wir wissen, welchen Kurs wir einschlagen wollen, können wir uns selbst überprüfen, ob wir unserem eigenen Anspruch genügen und uns durch das Feedback unserer Mitarbeiter messbar machen.
Auch ein kollegialer Austausch frei nach dem Motto „Wie nimmst Du mich eigentlich wahr?“ öffnet vielen Chefs die Augen und bringt kostbare Erkenntnisse an den Tag.
Das kritische Hinterfragen des eigenen Macht- und Anerkennungsverhältnisses ist ebenfalls von großer Wichtigkeit. John F. Kennedy sagte nicht umsonst, dass ein gescheiter Mann so gescheit sein muss, dass er Leute einstellt, die viel gescheiter sind als man selbst. Alleine mit diesem Verständnis erleichtert sich die Zusammenarbeit enorm, denn wie oft denkt der Chef, er kann die Aufgaben am besten von allen lösen und delegiert daher kaum ganze Projekte sondern eher die uninteressanten Teilaufgaben. Dabei benötigen Mitarbeiter einen gewissen Spielraum, um sich einerseits zu entfalten und andererseits sich auch wertgeschätzt zu fühlen.
Dazu kommt der Veränderungsprozess der Führungswerte. Die Normen, die vor 10 Jahren auf große Akzeptanz seitens der Mitarbeiter gestoßen sind, werden heute ganz anders – und oftmals weniger wertschätzend – wahrgenommen. Führungskräfte benötigen also die Fähigkeit ihren Führungsstil anzupassen und müssen daher offen genug sein, sich ständig selbst zu hinterfragen bzw. hinterfragen zu lassen.
Natürlich kann man sich noch durch einen externen Trainer Theorie- und Praxiswissen an Bord bringen lassen oder sich durch ein Coaching strukturieren lassen. Viele Führungskräfte haben dies auch schon als Potential erkannt und nutzen diese Personalentwicklungsmöglichkeiten als Chance und nicht als Zeichen der Schwäche. Grundsätzlich wäre es aber schon ein wichtiger Schritt, wenn sich die Führungskraft konkrete Gedanken zu seiner eigenen Führungspersönlichkeit macht und diese offen gegenüber seinen Mitarbeitern kommuniziert und sachlich diskutiert, denn wie John Churton Collins schon sagte: "Einem Angestellten, der an seinem Vorgesetzten nie etwas auszusetzen hat, solltest du immer misstrauen."
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem Projekt Kurswechsel: Frischer Wind für Business und Karriere.
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