Gesunde Führung statt Burnout: Frische Brise für den Neustart
Schneller, höher, weiter ist nicht zukunftsfähig
Mit heraushängender Zunge rödeln viele Mitarbeiter im permanenten Online-Modus, bis nichts mehr geht. Ich empfehle eine Auszeit und möchte Sie dazu anregen, einmal ganz und anders auf die Dinge zu schauen, damit ein neues Sehen möglich wird und so ein Kurswechsel gelingt.
Arbeit, Arbeit, über alles
Viele haben schon so viel Hornhaut auf der Hornhaut (des Auges), dass sie gar nicht mehr sehen, was das Highspeed-Tempo des hektischen Managementalltags mit ihnen macht. Schneller, höher, weiter, bis irgendwann überhaupt nichts mehr geht. Wenn die Seele aus dem Takt kommt, schleicht sich das Ausbrennen langsam ins Leben ein. Das dadurch entstehende Burnout-Syndrom ist eine Folge des Überengagements, erlebter Dauerbelastungen und Überforderungen, überzogener Erwartungen und Enttäuschungen. Mangelnde Entspannung und Erholung beschleunigen dann noch die nach unten enger werdende Abwärtsspirale. Die Symptome variieren von Müdigkeit, Nervosität, Unruhe, Schlafstörungen über Depressionen, Magen- und Rückenschmerzen bis zur Suizidneigung.
Das Zuviel an allem und die ewige Hetze versauen alles - Power-Meetings, dringliche Konferenzschaltungen und E-mail-Flut führen zu chronischem Stress, die neue Dramatik der emotionalen Achterbahn überfordert viele. Bis zum Krankwerden. Zeit zum An- und Innehalten. Die Möglichkeit zum Umdenken. Die Gelegenheit für einen Neuanfang. Doch wie gelingt der Kurswechsel, wenn es einfach immer nur so weitergeht?
Die Ausrede „Ich habe keine Zeit“ zieht nicht mehr. Der durchschnittliche tägliche Fernsehkonsum in der Bundesrepublik Deutschland beträgt nach Aussage der Zeitschrift „brandeins“ 226 Minuten. Zeit ist immer ein Synonym für Präferenz. Ich entscheide mich für das eine und gegen das andere. Was hat für Sie Priorität?
Sich orientieren - Wo geht die Reise hin?
Nicht die Menge und Geschwindigkeit, sondern Richtung und Orientierung zählen. Es geht darum, die Wahrnehmung für das Wichtige zu schärfen und sich Zeit und Raum für das Wesentliche zu geben. Viele nehmen sich viel Zeit, um einen zweiwöchigen Urlaub zu planen. Doch wie viel Zeit investieren Sie, um Ihre Lebensreise zu hinterfragen? Es geht um Orientierung und um Klärung der wichtigsten Prioritäten.
Bitte nehmen Sie sich Zeit, um zu überlegen, wer Sie sind, und was Ihre Kernkompetenz ist. Was sind Ihre Stärken? Was ist im letzten Jahr sehr gut gelaufen? Was war schwierig? Was möchten Sie in der nächsten Zeit
- intensivieren?
- weglassen?
- verändern?
Welches sind Ihre drei wichtigsten Prioritäten im momentanen Lebensabschnitt?
Was hindert Sie daran, Ihre Prioritäten zu leben?
Welches sind die drei wichtigsten Anregungen, welche Ihnen helfen würden, Ihre Ziele zu erreichen?
Klarheit bekommen
Der Blick für das Wesentliche gelingt am besten durch das Weglassen von Überflüssigem. Aber was? Niemand möchte auf etwas verzichten, wir könnten ja etwas verpassen. Doch andererseits klagen so viele darüber, dass sie keine Zeit hätten, weil von allem zu viel ist. Es geht nicht um Verzicht, sondern um eine neue Sichtweise. Es geht um eine neue Art des Ausprobierens, und zwar anders als bisher.
Für den Kurswechsel zählt die individuelle Schrittlänge
Die Schrittlänge eines jeden von uns ist individuell – und damit individuell verschieden. Nehmen Sie Ihre Bedürfnisse ernst und stellen Sie Ihr Leben auf Ihre Potenziale und Motive, auf Ihre Schrittlänge ein. Die Nuance abseits der gleichförmigen Normalität gibt den Ausschlag für die Weiterentwicklung. Wenn das Wollen und das Können in perfekter Harmonie stehen, lässt sich (fast) jedes Ziel verwirklichen. Dies geht allerdings nur mit dem Engagement, das es verdient – dem ganzen Engagement, das Sie geben können. Wenn Sie beginnen, Ihre Handbremse zu lösen, bedenken Sie, dass alles seine Zeit braucht – so auch Veränderungen.
Wenn Sie die persönliche Verantwortung für all Ihr Tun, für Ihr Leben übernehmen, stärken Sie Ihre Handlungskraft. Ihr Wille ist der Antrieb zum Handeln. Der Geist (Wollen) gibt die Richtung vor, in die Kraft, Potenziale und Talente (Können) gelenkt werden. Das setzt Wählen und (Los-)Lassen voraus. Handeln ist die außen sichtbare Wirkung von Empowerment und die Fähigkeit, den eigenen Lebensweg proaktiv zu gestalten. Denken Sie in kreativen Möglichkeiten, anstatt im linearen Problemlösungsdenken zu verharren. Lassen Sie sich auf Neues ein. Anstatt Fehler zu vermeiden, probieren Sie Neues fehlerfroh mit frischem Mut aus. Indem Sie Ihre Komfortzone verlassen, entwickeln Sie die Fähigkeit, Ihre Lebensmuster neu zu programmieren. Wenn Sie den versteckten Gewinn Ihrer bisherigen Lebenshindernisse erkennen und verstehen, können Sie Wege finden, anstrengungsfrei und erfolgreich in Richtung Ziel zu gehen. Die Revision Ihres Arbeitslebens ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbstentfaltung. Machen Sie sich klar, was Sie in Zukunft nicht mehr wollen und wofür Sie von Herzen brennen. Schaffen Sie sich Ihre eigenen beruflichen Rahmenbedingungen und suchen Sie sich eine Nische, in der Sie sich mit Spaß ausdrücken und ausleben können.
Weniger ist mehr. Und plötzlich entdeckt man, dass kreatives Weglassen Spielräume für Innovation entstehen lässt. Zudem kann durch das Einschlagen völlig neuer Wege ein ganz anderes Wachstumsverständnis erzeugt werden. Vielleicht entwickelt sich aus dem Verzicht auf Routine die Fülle neuer Chancen für die Wertschöpfung. Besser wären eine klare Orientierung, gelungene Kommunikation, Vertrauen und Spielraum! Probieren Sie es aus.
Hier finden Sie weitere Beiträge zu unserem Projekt Kurswechsel: Frischer Wind für Business und Karriere.
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Kommentare
Gesunde Führung
Ein sehr guter Artikel von Dr. Jörg-Peter Schröder! Wäre prima, wenn diese Gedanken in den Firmen auch wirklich umgesetzt würden.