Negativzinsen auf das Geschäftskonto – Die Auswirkungen auf Ihr Unternehmen
Die Negativzins-Welle, die im Moment auf Sparer zurollt, betrifft nicht nur Privatkunden. Auch Firmenkunden müssen immer häufiger Strafzinsen beziehungsweise freundlicher formuliert: ein "Verwahrentgelt" bezahlen.
Während in den Medien und der Wirtschaftspresse Negativzinsen für Privatkunden hinreichend beleuchtet wurden, wollen wir in diesem Artikel erklären, welche Folgen die Negativzinsen für Ihr Unternehmen haben, wie Sie richtig darauf reagieren und ob ein Bankwechsel für Sie Sinn machen könnte.
Über 350 Banken berechnen bereits Negativzinsen im Firmenkundengeschäft
Bereits über 350 Geldhäuser im Firmenkundengeschäft haben Strafzinsen auf Guthaben für Geschäftskonten eingeführt. Verglichen mit Juli 2019, als es lediglich 30 Geldhäuser waren, zeigt sich ein deutlicher Trend zu Negativzinsen in Deutschland. Als Grund dafür gilt der negative Einlagenzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieser zielt primär auf eine Belebung der Kreditnachfrage ab.
Ab welchem Betrag die Negativzinsen gelten, variiert von Bank zu Bank: Manche Banken bringen das Thema bei Firmenkunden bereits ab 100.000€ zur Sprache, andere ab 250.000€. Wieder andere Banken verlangen erst ab einer Millionen Euro Guthaben auf dem Geschäftskonto Negativzinsen oder treffen individuelle Vereinbarungen. Die Negativzinsen für Firmenkonten liegen dann in der Regel zwischen minus 0,2 und minus 0,4 Prozent pro Jahr. Bei einem Guthaben von 250.000 Euro auf den Geschäftskonto wären dies bereits Zinsaufwendungen zwischen 500 und 1.000 Euro pro Jahr.
So reagieren Sie richtig, wenn Ihre Bank wegen Negativzinsen auf Sie zukommt
Verlangt Ihre Bank bereits Negativzinsen auf Ihr Firmenkonto? Insbesondere in Zeiten der Corona-Krise sind Negativzinsen leidig, da Unternehmen ohnehin schon gezwungen sind, große Investitionen zu verschieben und Kapital parken müssen.
Überstürzen Sie nichts
Die Nachricht, bald Negativzinsen auf der Firmenkonto zahlen zu müssen ist für viele Unternehmer erstmal ein Schock. Unternehmer, die zum ersten Mal mit Negativzinsen Seitens ihrer Bank konfrontiert werden, könnten unüberlegt mit einem Wechsel zu einem Kreditinstitut reagieren, das (noch) keine negativen Zinsen verlangt, um auf keinen Fall Negativzinsen zahlen zu müssen.
Auch wenn sich die Einführung von negativen Zinsen seitens Ihrer Bank für Sie im ersten Moment unschön anhört, sollten Sie nichts überstürzen und deshalb nicht auf riskante Anlageformen setzen.
Stattdessen sollten Sie darüber nachdenken, wie Sie in Ihrem Betrieb langfristig eine solide Liquiditätsplanung auf die Beine stellen können. Während sich viele Betriebe primär auf das Tagesgeschäft konzentrieren, um den momentanen Umsatz zu behalten, vernachlässigen sie oftmals eine optimierte Steuerung der Liquidität.
Setzen Sie die Liquidität nicht aufs Spiel
Manche einer lässt sich beim Gedanken an negative Zinsen zu einer Kurzschlussreaktion hinreisen. Viele Unternehmer denken, sie müssen ihr Geld kurzfristig anderweitig anlegen. Gerade in der unsicheren Corona Zeit ist Liquidität aber enorm wichtig. Wenn Sie sich und Ihrem selbst die Liquidität entziehen, könnten Sie sich im schlimmsten Fall selbst den Garaus machen.
Sie sollten keinesfalls Ihre Liquidität aufs Spiel setzen, auch wenn es viele verlockende Angebote gibt. Handeln Sie stattdessen bedächtig und überlegen Sie zweimal, ob Sie gut beraten sind, Ihre Liquidität zu reduzieren, denn Liquidität ist das A und O im Geschäftsleben.
Sinnvoller könnte es sein, die temporär freie Liquidität für unternehmensinterne Zweck einzusetzen. Sie können es für Maßnahmen einsetzen, die das Standing und das Rating des Betriebs verbessern. Überlegen Sie sich Maßnahmen, die Ihre Rentabilität erhöhen. So können Sie langfristig in die Festigung und Sicherung Ihres Unternehmenserfolges investieren.
Erwägen Sie die Bank zu wechseln
Wenn die Hausbank das Thema Negativzinsen zur Sprache bringt, fragen sich betroffene Unternehmer vielleicht, ob sie sich überhaupt noch auf ihre Bank verlassen können, die es nötig hat, Negativzinsen zu verlangen. Der Fakt, dass die Bank Negativzinsen verlangt, muss hier aber nichts heißen, denn feststeht: Alle Banken und Sparkassen suchen aktuell nach alternativen Einnahmequellen und müssen dies vor dem Hintergrund ihres enormen Kostendrucks auch tun. Klar ist aber auch, dass Negativzinsen für Unternehmen ein legitimer Grund sind, darüber nachzudenken, seine Bank zu wechseln und zum Beispiel eine Beziehung zu einer zweiten Hausbank aufzubauen.
Firmenfestgeld als Ausweg aus der Negativzinsfalle?
Wenn Sie langfristig eine Möglichkeit suchen, Negativzinsen auf Ihrem Firmenkonto zu umgehen, könnte das sogenannte Firmenfestgeld interessant für Sie sein. Im Internet gibt es zahlreiche Vergleichs-Plattformen für die Geldanlage überschüssiger Liquidität auf Geschäftskonten. Dies soll Geschäftsführern und Inhabern die Möglichkeit bieten, die überschüssige Liquidität ihres Unternehmens mit Tagesgeld attraktiv zu verzinsen.
Wenn Sie die Firmeneinlagen etwas länger parken können, lassen sich zum Beispiel für ein 6-monatiges Firmenfestgeld 0,75 % Zinsen p.a. kassieren.
Achten Sie dabei auf jeden Fall darauf, dass eine Absicherung durch den Bundesverband deutscher Banken e.V. (BdB) vorliegt, die den kompletten Anlagebetrag abdeckt und informieren Sie sich ausführlich, bevor Sie sich für ein Firmenfestgeld entscheiden.
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