Ergonomische Arbeitsplatzbeleuchtung: Welches Licht im Büro?
Optimale Beleuchtung am Arbeitsplatz im Büro
Wenn man bedenkt, dass Licht einer der Hauptgründe dafür ist, dass Leben überhaupt ent- und bestehen kann, verwundert es nicht weiter, dass den passenden Lichtverhältnissen eine überdurchschnittlich große Bedeutung zukommen muss.
Licht bestimmt unseren Tagesrhythmus, unsere Stimmung und ermöglicht uns zu sehen.
In weiterer Folge bedeutet das, dass ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden muss, wie die Lichtsituation in unserer Umgebung gestaltet ist – speziell an Orten, wo wir viel Zeit verbringen und wo unser Sehsinn beansprucht wird. Die Rede ist von der optimalen Beleuchtung am Büroarbeitsplatz.
Von Müdigkeit bis Augenschmerzen – Die Effekte der Arbeitsplatzbeleuchtung
Die Lichtverhältnisse haben Einfluss auf drei wesentliche Bereiche: Die Gesundheit, und die Zufriedenheit und einhergehend Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter.
Zunächst ist ein wichtiger Aspekt ergonomischer Ausleuchtung des Arbeitsplatzes die Belastung der Augen. Zu blendendes Licht, zu viele Kontraste und sich zu stark unterscheidende Lichtsituationen beanspruchen, ermüden, trockenen das Auge schnell aus, was in Augen- und in weiterer Folge sogar in Kopfschmerzen resultieren kann. Außerdem sind falsche Lichtverhältnisse häufig der Grund für Übermüdung oder Schlafprobleme.
Der zweite Aspekt ist die Zufriedenheit bzw. auch die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Dabei spielen die Lichtfarbe und Helligkeit am Arbeitsplatz eine wichtige Rolle. Die richtige Balance zwischen geller, steriler Atmosphäre und düsterem „Bunker“-Arbeitsplatz muss gefunden werden. Das richtige Licht kann die Konzentration steigern, Müdigkeit reduzieren und eine fröhliche, frische Umgebung schaffen.
Das Lichtkonzept im Büro > Lux, LED und Tageslicht
Oftmals reicht es nicht, lediglich eine Schreibtischlampe aufzustellen, um die Lichtverhältnisse am Bildschirmarbeitsplatz zu verbessern. Um bei der Planung künstlicher Beleuchtung in Büroräumen behilflich zu sein, hat die DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) die sehr umfangreiche BGI (Berufsgenossenschaftliche Information) 856 „Beleuchtung im Büro“ herausgegeben, auf die wir uns zum Teil stützen wollen.
- Beleuchtungsniveau
Beim Beleuchtungsniveau handelt es sich um den zu beleuchtenden Bereich und die jeweils einzusetzende Beleuchtungsstärke. Bei horizontalen Flächen sind ab 500 Lux Lichtstärke angebracht. Sogenannte Teilbereichen (kleine Bereiche, die viel Licht benötigen, etwa Teile des Schreibtisches) benötigen eine höhere Lichtstärke, etwa ab 750 Lux, je nach Umgebungslicht.
In der Praxis versucht man bei Aufgaben die eine besonders helle Umgebung fordern eine Lichtstärke von ca. 1000 Lux im gewünschten Bereich zu erzielen.
An vertikalen Flächen reichen 200 Lux, während in Arbeitsbereichen der Lux-Wert nie unter 300 sein sollte. Wichtig ist in jedem Fall ein guter Übergang zwischen den Bereichen – zwischen den Beleuchtungsniveaus, da sich dann das Auge nicht zu schnell auf die verschiedenen Lichtverhältnisse anpassen muss. - Leuchtdichteverteilung und Blendung
Die Leuchtdichteverteilung ist eng an das Beleuchtungsniveau gekoppelt. Es geht auch hier um die verschiedenen Bereiche und um den ausgeglichenen Übergang zwischen den Bereichen. Wichtig ist hierbei, dass das Licht immer im richtigen Maß gebündelt wird, aber nicht so viel, dass die Mitarbeiter geblendet werden. Es ist dabei grundsätzlich immer besser die Beleuchtung auf mehrere Leuchtkörper zu verteilen.
Blenden kann durch eine Lichtquelle (Direktblendung) oder durch die Spiegelung in einem Gegenstand (Reflexblendung) entstehen. Beides ist zu vermeiden, da das naturgemäß die Augen zu sehr strapaziert. Man sollte daher etwa spiegelnde Bildschirme vermeiden und die Sonneneinstrahlung nutzen, in dem man sich eher parallel zum Fenster ausrichtet.
Für die Blendung gibt es genaue, vom Gesetz festgelegte Regeln, besonders für Monitorarbeitsplätze. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder es werden Leuchtkörper mit besonders niedrigen UGR Werten verwendet (UGR<19). Diese können beliebig platziert werden. Oder es wird eine Lichtberechnung zur genauen Positionierung der Leuchtkörper durchgeführt. Im Normalfall wird in einer Büroumgebung oder an Monitorarbeitsplätzen grundsätzlich mit Spezialdiffusoren, Rasterdiffusoren oder besonders großflächigen Leuchten gearbeitet, die eben einen sehr niedrigen Blendwert besitzen. - Körperwiedergabe und Schatten
Wenn man parallel zum Fenster sitzt, vermeidet man zudem selbst einen Schatten auf den Schreibtisch zu werfen. Das ist in jedem Fall durch die richtige Positionierung der Lampen zu vermeiden. Auch mit diffusem, indirektem Licht kann hier gearbeitet werden, da das keine zu harten Schatten wirft. Im Falle des Falles kann man auch mit zusätzlichen Lampen gegensteuern und Schatten ausgleichen. - Direktes und indirektes – natürliches und künstliches Licht
Jede gute Raumbeleuchtung arbeitet mit einer großen diffusen, indirekten Grundbeleuchtung und direkten Bedarfsleuchten, um die Grundbeleuchtung zu ergänzen. Das trifft auch auf die Beleuchtung von Büroräumlichkeiten zu. Große Deckenleuchten mit Spiegelrastern etwa, oder im Idealfall ein großes Fenster mit viel Tageslichteinfall, bilden die Grundbeleuchtung, die mit Steh- oder Schreibtischlampen unterstützt wird.
Ausreichendes Tageslicht ist besonders wichtig für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Es bestimmt immerhin den biologischen Rhythmus und steuert sozusagen die Leistung über den Tag verteilt. Bringt zu wenig Tageslicht, bzw. Licht, das gänzlich anders ist, als das natürliche Licht, den Rhythmus durcheinander, kann es etwa zu Schlafstörungen oder Müdigkeit kommen. - Lichtfarbe und Farbwiedergabe
Tagesrhythmus, natürliches und künstliches (Tages-)Licht, haben auch mit der Lichtfarbe zu tun. Licht hat eine gewisse Temperatur, die in Kelvin angegeben wird. Je weniger Kelvin das Licht hat, desto bläulicher kommt es einem vor und je nach Tageszeit ändert sich dieser Wert (besonders zu Sonnenauf- und -untergang).
Eine Farbtemperatur von etwa 4000 K ist für Büroräume ideal. Es handelt sich dabei um ein neutralweißes Licht, das unsere Augen nicht zu sehr überanstrengt. Gleichzeitig verleitet diese Lichtfarbe den Körper aber auch nicht dazu, müde oder unkonzentriert zu werden.
Die Farbwiedergabe wird in Ra angegeben. Eine gute Farbwiedergabe leisten Leuchtmittel mit mindestens 80 Ra. Besser noch sind 90 Ra. Bei Arbeitsplätzen werden aufgrund ihrer hohen Effizienz tendenziell nur mehr LED Leuchten verwendet und professionelle Produkte bieten häufig gute CRI/RA Werte von über 90. Lichtfarbe und Farbwiedergabe sind mit einem dreiziffrigen Code auf der Lampe angegeben (z.B. 940 = 90 Ra und 4000 K).
Zusammenfassend…
… kann man sagen, dass die goldene Mitte einmal mehr die ideale Lösung ist. Oft wird propagiert, dass bläuliches, helles Licht die Konzentration antreibt und die Mitarbeiter dadurch leistungsfähiger werden. Das mag kurzfristig sogar funktionieren, aber zu grelles Licht strapaziert die Augen dermaßen, dass verschiedenste Schmerzen und Beeinträchtigungen die Leistungskurve bald wieder abfallen lassen werden. Außerdem kann zu kühles Licht auch Schlafstörungen verursachen, da es den Körper abends fälschlicherweise stark aktiviert.
Am Ende ist darauf zu achten, was die genauen Einsatzgebiete sind. Dort wo technische Zeichnungen angefertigt werden, sind sicherlich andere Lichtverhältnisse gefragt als an der Hotelrezeption oder im Zahnarztlabor. Manche Menschen mögen kein kühles Licht (z.B. 6000k) und fühlen sich mit einer wärmeren Lichtquelle einfach wohler und manchen geht es genau umgekehrt.
Abgesehen von einer grundsätzlichen Planung, welche anhand von Gesetzen, Regeln und Grundwerten das Gerüst für die richtige Lichtsituation schafft, ist auch immer mit den Mitarbeitern abzuklären, welche Lichtsituation gewünscht ist. Denn eine professionelle Lichtplanung bietet immer Platz für besondere Wünsche oder Begebenheiten.
Ein Licht geht einem nur mit ausgeglichener Beleuchtung auf.
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